Ostern 2025
Ostern 2025
In diesen Tagen gedenken wir der Befreiung verschiedener Konzentrationslager vor 80 Jahren, des zuvor noch hingerichteten Dietrich Bonhoeffers, der Schlacht auf den Seelower Höhen bei Berlin, wo in den letzten Kriegstagen zehntausende Soldaten beider Seiten den Tod fanden. Gegenwärtig zerbrechen lange unveränderlich geglaubte Gewissheiten, lange gewohnte Sicherheiten stehen in Frage, die Spaltung der Menschheit in arm und reich nimmt dramatische Formen an, die Spaltung der Gesellschaft zeigt Züge eines Kulturkampfes. Immer noch tobt der Krieg in der Ukraine, das Leiden der Menschen in Gaza nimmt ebenso wenig ein Ende wie das der israelischen Geiseln, ganz zu schweigen vom Grauen des vergessenen Krieges im Sudan. Man könnte vom Glauben abfallen, wenn man es – wie viele – nicht schon lange ist.
In all das hinein Ostern! Kann man das feiern, angesichts der Lage? Ja, denn ich denke, die österlichen Feiertage sind genau die richtige Antwort in dieser Zeit. Karfreitag: der Tod des Hoffnungsträgers, ermordet von römischer Gewaltherrschaft. Das Gefühl der Gottverlassenheit, das jenen Recht zu geben scheint, die die Existenz Gottes verneinen. Die die Seele zerbrechenden Zweifel an dem, was wir an Werten und Haltung für richtig hielten, wie die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander der Völker Europas und der Welt. Golgatha: Tod und Schweigen, Tränen und Verzweiflung einerseits und das grölende Johlen der Massen angesichts einer Hinrichtung.
Schweigen, Abriegelung, Verstecken und Angst beherrschen die Freund*innen Jesu. Die Zukunft scheint verloren. Die Starre wird durch Frauen aufgebrochen, die dem Verstorbenen ein letztes Gutes tun wollen. Kein Zufall, dass es keine Männer waren.
Erschrecken am leeren Grab! Die Leere innen, die Leere vor Augen. Dann das Wort: Der, den ihr sucht, ist nicht hier. Er lebt und ihr werdet ihn sehen. Ein Wort neuer Schöpfungskraft. Auferstehung ist wie der Grashalm, der Beton bricht und zum Vorschein kommt. Wie ein Fest nach langer Trauer. Wie die Befreier in den KZs Auschwitz, Flossenbürg und anderswo. Wie Aufatmen nach beklemmender Angst. Wie die Arme eines geliebten Menschen, die mich umschlingen und anzeigen: Ich bin da, ich halte dich!
Vielleicht mehr denn je sollten wir in diesen Zeiten Ostern feiern: das Fest des ‚trotzdem‘, die Feier des Lebens gegen den Tod und die Macht des Destruktiven. ‚Jesus lebt, mit ihm auch ich‘, heißt es in einem alten Osterlied.
Ich wünsche Ihnen österliche Freude, aus der der Mut für das Morgen wächst.
Joachim G. Cierpka
Superintendent im Kirchenkreis Bramsche