Andacht zum Ewigkeitssonntag

Nachricht Bramsche, 23. November 2025

Ewigkeitssonntag

– ein Tag, an dem wir innehalten, zurückschauen und zugleich nach vorn blicken. Ein Tag, an dem unsere Gedanken bei den Menschen sind, die wir vermissen, und bei den Fragen, die tiefer reichen als das Sichtbare. Es ist der Sonntag, an dem wir uns erinnern: Unser Leben ist eingebettet in etwas Größeres, in Gottes Ewigkeit.

In diesem Raum zwischen Abschied und Hoffnung klingt das Lied von Reinhard Mey besonders eindrücklich: „Lass nun ruhig los das Ruder, du bist müde geworden. Und die Erde ruht in guter Hut, aus Gottes Hand geboren.“
Diese Worte tragen eine tröstliche Weisheit in sich. Sie sprechen von Loslassen – nicht als Aufgabe oder Niederlage, sondern als Vertrauen. Als das Wissen, dass wir nicht alles halten, nicht alles steuern müssen.

Loslassen fällt uns schwer. Vor allem, wenn es um Menschen geht, die wir lieben. Der Tod reißt Lücken, die keine Worte füllen können. Und doch lädt Ewigkeitssonntag uns ein, die Perspektive zu wechseln: weg vom endgültigen Verlust hin zur bleibenden Verbundenheit in Gott.
In den Worten des Liedes klingt die Verheißung an, dass wir und unsere Liebsten „in guter Hut“ ruhen. Dass Gott der ist, der hält, auch wenn wir loslassen müssen.

Jesus sagt: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen… und ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten.“ Es ist ein Bild von Geborgenheit, Weite und Ankommen. Von einem Ort, an dem unser Mühen ein Ziel findet – und an dem die, die uns vorausgegangen sind, bewahrt sind.

Vielleicht ist Ewigkeitssonntag genau dafür da:

  • Dass wir für einen Moment selbst „das Ruder loslassen“.
  • Dass wir uns erinnern, dass nicht wir das Schiff sicher ans Ufer bringen müssen.
  • Dass wir uns bergen dürfen in dem Vertrauen, dass Gott ans Ziel führt, auch wenn unser Weg durch Trauer und Dunkelheit geht.

Die Melodie von Reinhard Mey lädt uns ein, eine Bewegung mitzugehen: vom Festhalten zum Vertrauen, vom Schmerz zur Hoffnung, vom Abschied zum Wiedersehen.
Nicht sofort, nicht ohne Tränen – aber Schritt für Schritt.

So dürfen wir am Ewigkeitssonntag sagen:
Gott, wir legen dir unsere Erinnerungen hin – dankbar und wehmütig zugleich.
Wir vertrauen dir die an, die wir loslassen mussten.
Und wir bitten dich: Halte auch uns, wenn wir müde werden.

Denn unser Leben kommt aus deiner Hand – und in deine Hand kehren wir zurück.
Heute, an diesem Tag, und einmal in deiner Ewigkeit.

Joachim G. Cierpka, Superintendent

Superintendent

J. Cierpka-426-426
Joachim G. Cierpka
Kirchenkreis:

Ev. luth. Kirchenkreis Bramsche