In den kommenden Wochen feiern wir den Tag der Deutschen Einheit und das Erntedankfest. Als im Jahr des Mauerbaus geborener Berliner ist mir der Grund zum Dank für den friedlichen Weg zum einen Deutschland im Rahmen der europäischen Gemeinschaft vielleicht besonders nahe. Ich erinnere mich an den 3. Oktober 1990: In unserer hochgelegenen ersten Pfarrdienstwohnung in Berlin-Kreuzberg waren Freunde versammelt. Wir feierten und konnten von dort das große Feuerwerk sehen, das auf dem Platz der Republik in den Nachthimmel aufstieg.
Die seinerzeit dem Verfall preisgegebenen Städte und Dörfer zeigen sich heute in neuem Gewand, Flüsse und Landschaften sind saniert. Dieser Wandel hat vielen viel abverlangt. Für ehemalige DDR Bürger hat sich unglaublich viel verändert, West und Ost haben gemeinsam Lasten getragen – und für machen war der Preis hoch.
Dennoch wage ich zu sagen: Wir haben alle dabei gewonnen! Freiheit, ein weiteres Europa, alte Kulturlandschaften und Städte und das Miteinander – auch wenn es nicht immer reibungslos ist.
Statt zweifellos noch vorhandene Defizite oder erlebte Fehlentwicklungen zu beklagen, könnten wir uns an diesem Tag auch fragen, was wir – jede und jede von uns – beitragen können, um weiter voran zu kommen. Im Wort aus dem aus dem Jeremiabuch wird uns ein möglicher Weg gewiesen: Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl.
Gerade in Zeiten vielfältiger gesellschaftlicher Spaltungen sind wir gefordert in unserem Engagement füreinander. Wie soll Bramsche 2030 aussehen? Wie wollen wir in dieser Stadt und drumherum miteinander leben? Ich denke, dass ist mehr als eine Frage des Flächennutzungsplanes, der Verkehrsführung u.ä. Da geht es auch um Lebensqualität, da geht es um soziale Stärke und ein tragendes, solidarisches Miteinander. Da geht es um den ‚spirit‘ unserer Städte und Dörfer und damit auch um geistige und spirituelle Qualität.
Und das geht uns alle an. Wir wollen gerne von einer guten und lebenswerten Atmosphäre profitieren, und jede und jeder kann daran mittun, sie zu gestalten. Wir gestalten das Flair unserer Orte: mit Achtsamkeit füreinander, mit Respekt voreinander, mit Freude aneinander. Und darin liegt eine große Entwicklungskraft. Diese kann immer noch stärker spürbar und wirkmächtiger werden.
Wir wollen als Kirchengemeinde und darüber hinaus in Stadt und Land gerne das uns mögliche dazu beitragen. Im Sinne des Wortes von Jeremia im Reden und Handeln. Wo uns das gemeinsam gelingt wird es nicht nur einer Stadt, sondern unserem ganzen Land wohl gehen. Und das ist gewiss ein Grund zum Danken – nicht nur an den kommenden Tagen. Bleiben Sie behütet.
Joachim G. Cierpka
Superintendent des Kirchenkreises Bramsche