Der steinerne Altar

Altar-leer

Betritt man einen Kirchenraum, so wird der Blick in der  Regel unwillkürlich auf den Altar gelenkt. Er ist das Herzstück jeder evangelisch-lutherischen und katholischen Kirche. Immer ist der Altar besonders gestaltet. Die Wichtigkeit eines Altares kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass er etwas erhöht und über Stufen zu erreichen ist. So wird er von möglichst vielen Anwesenden
im Kirchenschiff gesehen. Der Standort der Altäre in den alten Kirchen orientiert sich an der Himmelsrichtung: Sie sind stets nach Osten hin ausgerichtet – dorthin, wo morgens die Sonne aufgeht, dorthin, wo der Orient liegt. Die Wichtigkeit unseres Altares wird auch an seinem Aufsatz deutlich - dem Retabel, wie es in der Fachsprache heißt.

Heute möchte ich aber nur über den Altarblock berichten.

Weihekreuz

Bei unserm Altar in St. Martin handelt es sich um einen verputzten Steinaltar. Er könnte noch aus der Vorgängerkirche stammen. Dass der Altar sehr alt ist, davon zeugen (auch) die vielen Gebrauchsspuren und die kleine Beschädigungen. Die Altarplatte besteht aus einer großen dicken Sandsteinplatte, die aus vorreformatorischer Zeit stammt. Darauf deuten die Weihekreuze, die in die Platte – die Mensa – eingemeißelt sind, hin.

Hier am Altar ist der Ort, an dem Gott angerufen wird, hier werden die Gebete gesprochen und die Liturgie vorgetragen. Vom Altar aus werden am Ende jeden Gottesdienstes oder jeder Andacht die Anwesenden mit dem Segen Gottes entlassen. Hier am Altar feiert die Gemeinde das Heilige Abendmahl, und von hier aus wird bei allen 21 Feiern der Lebensabschnitte – wie Taufe, Konfirmation, Hochzeit oder Jubiläum – der ganz persönliche Segen gespendet.

Das Wort „Altar“ kommt vom lateinischen Wort „alta ara“ und bedeutet übersetzt: Opferherd. In frühen Zeiten war der Altar (ursprünglich) eine Vorrichtung, an dem Gott durch Verbrennen etwas geopfert wurde. Auch die Eltern von Jesus, Maria und Joseph, haben in Jerusalem nach dem gültigen Ritus zwei Tauben für die Geburt Jesu geopfert. Unsere Opfer heute sind die Anbetung durch unsere Gebete, unsere Lieder, unser Lob.

Paul Gerhardt dichtete in einer Strophe:

 

Lasset uns singen, dem Schöpfer bringen
Güter und Gaben; was wir nur haben,
alles sei Gotte zum Opfer gesetzt!
Die besten Güter sind unsere Gemüter;
dankbare Lieder sind Weihrauch und Widder,
an welchen er sich am meisten 
ergötzt.
(Ev. Gesangbuch Nr. 449, Vers 3 )

 

Dass die Altäre in den christlichen Kirchen keine Opfertische mehr sind, wird auch deutlich an ihrer Ausstattung: Sie sind hergerichtet wie ein festlich gedeckter Tisch mit einer weißen Tischdecke – der Altardecke – mit Blumensträußen und Kerzen. Ein besonderer Schmuck sind die Tücher - die Antependien – die vor dem Altar hängen und die uns durch ihre unterschiedlichen Farben zeigen, an welcher Stelle im Kirchenjahr wir uns befinden (siehe Gemeindebrief 1/12).

Außerdem liegt auf dem Altar bei uns in der St. - Martin - Kirche das Gottesdienstbuch, in dem sich alle Texte zu den verschiedenen Gottesdiensten befinden. In anderen Kirchen – insbesondere in den reformierten Kirchen – liegt dort oft eine Bibel: Die Grundlage unseres Glaubens. Zu einem christlichen Altar gehört unbedingt ein Kruzifix oder ein Kreuz. Unser Kruzifix stammt wohl aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. (Von diesem und den anderen Kruzifixen und Kreuzen wird in einem späteren Gemeindebrief berichtet.) 

An den nächsten Sonntagen sind Sie nach dem Gottesdienst eingeladen, sich den Altar einmal genauer und aus der Nähe anzuschauen.